Historische Korrektheit ist hier aber ein sehr starkes Argument. Bisher hatten wir immer den Kodex, uns verstärkt an den Wissenschaften zu orientieren, um einen "phantastischen Realismus" anzustreben. Von daher geht es den meisten wahrscheinlich gar nicht so sehr darum, sich gegen eine gender-gerechte Berufsbezeichnung auszusprechen, sondern die Forderung danach weist jetzt die Lücken im Spiel auf.
In den ZBs und Questen berücksichtigen die Autoren ja schon seit langer Zeit das Geschlecht der Helden und Heldinnen. Das ist ja mittlerweile schon zu einer Selbstverständlichkeit geworden, über die has-Abfrage nach das Geschlecht zu ermitteln und für eine entsprechende Anrede zu sorgen. Daran wird also kaum jemand Anstoß nehmen können. Und ich persönlich finde es generell gesehen auch gut, wenn man als Lustknabe - ok, kommt auf das Alter an - arbeiten kann und nicht als Hure arbeiten muss. Doch kann ich auch verstehen, wenn jemand an bestimmten Berufsbezeichnungen etwas auszusetzen hat, weil sie nicht in die schauwinistische Gesellschaft passen, die im das Spiel ansonsten vorgaukelt. Es mag vielleicht einzelne weibliche Exemplare in Auretianien und Westendar geben, die eine Affinität zu Waffen und Rüstungen haben - wie das historische Vorbild Jeanne d’Arc. Aber das sind Sonderfälle, die nicht für die große Masse stehen können.
Darüber hinaus sind die Berufsbezeichnungen selber ja schon nicht ganz gender-gerecht, auch wenn sie sprachlich die korregte Form wieder geben würden. Der "Sekretär der Handelskammer" hört sich aufgrund unserer eigenen geschichtlichen Prägung schon anders an als die "Sekretärin der Handelskammer". Und solche "merkwürdigen Gefühle" oder besser Konotationen beschleichen einen auch bei einigen weiteren Bezeichnungen: Oger - Ogerin, Troll - Trollin, Drache - Drachin etc.
Und schlussendlich bedeutet ja "gender" nicht das biologische Geschlecht, sonderrn das Geschlechterbild in unserem Denken und in unserem Weltbild. Da kann ich es schon nachempfinden, wenn sich jemandem die Nackenhaare sträuben, der sich in die auretianische Geschellschaft hinein versetzten will und damit konfrontiert wird, dass es dort auch "Anwältinnen" geben soll. Eine Frau, die sich als Mann verkleidet und unter einem männlichen Pseudonym als "Anwalt" arbeitet, mag vielleicht noch denkbar sein, aber eine emanzipierte Frau, die sogar noch auf eine biologisch korrekte Anrede besteht, passt nicht ins Bild.